Barrierefreiheit im E-Mail-Marketing: Neue gesetzliche Anforderungen ab 2025
Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheits-Stärkungs-Gesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 stehen E-Mail-Marketing und Marketing Automation vor neuen Herausforderungen. Das Gesetz, das auf der EU-Richtlinie European Accessibility Act (EAA) basiert, verpflichtet Unternehmen, ihre digitale Kommunikation barrierefrei zu gestalten. Dies betrifft auch Newsletter und automatisierte E-Mail-Kampagnen.
Warum Barrierefreiheit im E-Mail-Marketing wichtig ist
Die Digitalisierung ermöglicht allen Menschen die Teilhabe an Information und Kommunikation - theoretisch. In der Praxis stoßen viele Menschen mit Einschränkungen auf Barrieren. Das neue Gesetz zielt darauf ab, diese Hürden abzubauen. Für Marketing-Verantwortliche bedeutet dies, ihre E-Mail-Kommunikation neu zu durchdenken und anzupassen.
Technische Voraussetzungen für barrierefreie Newsletter
Die Umsetzung barrierefreier Newsletter stellt besondere Anforderungen an E-Mail-Marketing-Systeme. Viele gängige Lösungen erfüllen diese Anforderungen noch nicht. Marketing-Automation-Systeme wie Evalanche bieten bereits heute die technischen Voraussetzungen durch spezielle Templates und Funktionen.
Strukturierung und Layout als Grundlage
Ein barrierefreier Newsletter beginnt bei der Struktur. Klare Gliederung, logischer Aufbau und übersichtliches Layout sind essentiell. Dazu gehören aussagekräftige Überschriften, sinnvolle Absätze und eine eindeutige Navigationshierarchie. Diese Elemente unterstützen nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern verbessern die Nutzererfahrung für alle Empfänger.
Schrift und Formatierung für bessere Lesbarkeit
Die Wahl der richtigen Schrift und Formatierung ist entscheidend. Serifenlose Schriftarten in ausreichender Größe (mindestens 15px) sowie klare Kontraste zwischen Text und Hintergrund sind Pflicht. Der Zeilenabstand sollte etwa 150% betragen. Besonders wichtig: Informationen dürfen nicht ausschließlich durch Farben vermittelt werden.
Barrierefreie Sprache im Newsletter
Einfache und verständliche Sprache macht Newsletter zugänglicher. Kurze Sätze, aktive Formulierungen und ein klarer Satzbau helfen allen Lesern. Vermeiden Sie Fachjargon und erklären Sie komplexe Begriffe. Die Sprache sollte inklusiv und respektvoll sein.
Umgang mit Bildern und Multimedia
Visuelle Elemente müssen mit aussagekräftigen Alternativtexten versehen werden. Diese ermöglichen Screenreadern, den Inhalt korrekt wiederzugeben. Bei Videos sind Untertitel oder Transkripte erforderlich. Wichtige Informationen sollten nie ausschließlich in Bildern oder Grafiken enthalten sein.
Barrierefreie Call-to-Action-Elemente
Buttons und Links erfordern besondere Aufmerksamkeit. Sie müssen gut sichtbar, ausreichend groß (mindestens 44x44 Pixel) und mit sprechenden Linktexten versehen sein. "Hier klicken" reicht nicht - der Zweck des Links muss aus dem Text hervorgehen.
Testen und Optimieren
Regelmäßige Tests sind unerlässlich. Nutzen Sie Screenreader, Kontrast-Checker und andere Prüftools. Noch wichtiger: Holen Sie Feedback von Menschen mit verschiedenen Einschränkungen ein. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Newsletter wirklich barrierefrei sind.
Checkliste für barrierefreie Newsletter gemäß BFSG
- Klare Hierarchie mit aussagekräftigen Überschriften
- Logischer Dokumentenaufbau (H1, H2, H3...)
- Aussagekräftiger Preheader
- Sinnvolle Dokumenttitel verwendet
- Inhalte in logischer Lesereihenfolge
- Kurze, übersichtliche Absätze
- Ausreichend Weißraum zwischen Elementen
- Vermeidung komplexer Layouts mit mehreren Spalten
- Serifenlose Schriftart verwendet (z.B. Arial, Verdana)
- Mindestschriftgröße von 15px eingehalten
- Zeilenabstand von ca. 150% gewährleistet
- Text linksbündig (kein Blocksatz)
- Keine Großbuchstaben im Fließtext
- Ausreichender Kontrast (mindestens 4,5:1)
- Keine Information ausschließlich durch Farbe vermittelt
- Hervorhebungen sparsam und gezielt eingesetzt
- Kurze, einfache Sätze (60-70 Zeichen)
- Aktive statt passive Formulierungen
- Fremdwörter vermieden oder erklärt
- Fachbegriffe erläutert
- Keine Schachtelsätze
- Konkrete statt abstrakte Sprache
- Keine Ironie oder Mehrdeutigkeiten
- Hauptsprache des Newsletters angegeben
- Aussagekräftige Alternativtexte für alle Bilder
- Keine reinen Bildtexte (außer Logos)
- Ausreichende Kontraste in Grafiken
- Keine schnell bewegten Bilder oder Animationen
- Untertitel/Transkripte für Videos
- Transkripte für Audioinhalte
- Keine automatisch abspielenden Medien
- Buttons mindestens 44x44 Pixel groß
- Sprechende Linktexte (nicht "hier klicken")
- Ausreichender Kontrast bei Buttons (3:1)
- Externe Links gekennzeichnet
- Dateiformat bei Downloads angegeben
- Links zusätzlich unterstrichen
- Buttons nicht als Bilder umgesetzt
- HTML-Version validiert
- Text-Version vorhanden
- Korrekte Auszeichnung der Sprache
- Barrierefreie Templates verwendet
- Screenreader-kompatible Struktur
- Tastaturnavigation möglich
- Korrekte HTML-Semantik
- Mit Screenreader getestet
- Kontraste geprüft
- Auf verschiedenen Geräten getestet
- Lesbarkeit geprüft (z.B. Flesch-Index)
- Von Testgruppe geprüft
- Feedback-Möglichkeit eingerichtet
- Regelmäßige Überprüfung geplant
- Diese Checkliste sollte für jeden Newsletter durchgegangen werden
- Dokumentieren Sie die Prüfungen für gesetzliche Nachweise
- Planen Sie regelmäßige Updates der Checkliste ein
- Schulen Sie alle beteiligten Mitarbeiter
- Nutzen Sie die technischen Möglichkeiten Ihres E-Mail-Marketing-Systems
Fazit: Barrierefreiheit als Chance
Die neuen gesetzlichen Anforderungen mögen zunächst als Herausforderung erscheinen. Sie bieten jedoch die Chance, E-Mail-Marketing inklusiver und damit erfolgreicher zu gestalten. Mit dem richtigen Marketing-Automation-System und einer durchdachten Strategie wird barrierefreies E-Mail-Marketing zum Gewinn für alle Beteiligten.